"Mit Menschlichkeit durch die Vergangenheit" - der JRK-Bundeswettbewerb der Stufe II
Vom 26. bis 28. Oktober fand in Cloppenburg (LV Oldenburg) der Bundeswettbewerb für die 12- bis 16-Jährigen statt.
Eine Handvoll Jugendrotkreuz-Mitglieder ist auf Besuch im Museumsdorf Cloppenburg (Niedersachsen). Aus einem der wiederaufgebauten Bauernhöfe rennt ein Museumsbesucher, sieht die Gruppe und bittet die jungen Helfer angesichts ihrer Jugendrotkreuz-Kleidung um ihren Beistand. Im Haus erwarten die Gruppe mehrere hysterische Teenager mit zum Teil stark blutenden Wunden, welche sie sich an allen möglichen Ecken des Hauses zugezogen haben. Die Jugendrotkreuzler im Alter von 12 bis 16 Jahren zögern nicht und fangen sofort an, sich um die Patienten zu kümmern und diese fachgerecht zu versorgen.
Glücklicherweise handelte es sich hierbei nicht um eine echten Vorfall – sondern um ein gespieltes Unfallszenario, wie es 150 junge Sanitäterinnen und Sanitäter vom Jugendrotkreuz, der Wasserwacht und den Schulsanitätsdiensten an diesem Wochenende in Cloppenburg gleich mehrfach erleben durften. Die 18 Gewinner der jeweiligen Landeswettbewerbe kamen hier zusammen, um gemeinsam im 39. Bundeswettbewerb der Altersstufe 2 des Deutschen Jugendrotkreuz quer durch das bereits 1934 gegründete Museumsdorf zu ziehen. Der Wettbewerb selbst bezog die historischen Häuser und Szenarien auch thematisch direkt mit ein und bot so dem Rotkreuz-Nachwuchs eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Kulisse und Atmosphäre.
Die Eröffnung des Events begann bereits am Freitagabends mit dem Auftritt der Theatergruppe „Die Tonis“, welche die Gäste unter dem Motto „Mit Menschlichkeit durch die Vergangenheit“ willkommen hieß. Jugendrotkreuz-Bundesleiter Marcus Janßen begrüßte die fast 400 Teilnehmer, Gruppenbetreuer, Schiedsrichter und Gäste auf das herzlichste und wünschte Ihnen vor allem viel Spaß und natürlich auch Erfolg.
Auf dem Wettbewerbsparcours durch das Museumsdorf wurden die Jugendlichen am Samstagmorgen auch durch geladene Ehrengäste und die Presse begleitet. Alle zeigten sich begeistert und äußerst angetan vom Engagement und Einsatzwillen der Teilnehmer. Die Präsidentin des DRK-Landesverbandes Oldenburg, Frau Evers-Meyer, betonte in ihren Grußworten: „Das Museum präsentiert die Geschichte des Landes Oldenburg. Es freut uns, dass nun so viele junge Menschen hierherkommen, um diese Geschichte hautnah zu erleben - vor allem da die eigene Rotkreuz-Geschichte angesichts der aktuellen politischen Ereignisse immer mehr in den Vordergrund tritt.“
Der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Cloppenburg Herr Ackmann freute sich dann auch, „dass die jungen Leute immer noch so zahlreich Interesse daran finden, anderen Menschen zu helfen und sich für ihre Mitmenschen einzusetzen“. Die stellvertretende Landrätin Frau Hukelmann zeigte sich ebenfalls sehr beeindruckt von der Arbeit des Nachwuchs- und Jugendverbandes und sprach ihre große Anerkennung aus für die geleistete Arbeit der ehrenamtlichen Gruppenleiter, welche ihre Freizeit für die Ausbildung und Erziehung von jungen Menschen verwenden.
Selber Hand anlegen mussten die Ehrengäste dann auch noch. An einer der Stationen zur praktischen Ersten Hilfe durften einige aus der Gruppe ihre noch vorhandenen Kenntnisse erproben und die schreienden und blutenden Mimen selber versorgen. Mit von der Partie war hier auch die Museumsdirektorin, Frau Schulte to Bühne, welche zusammen mit zwei anderen Damen fachmännisch ein Kind versorgen musste, welches sich die Hand in einer Stalltüre heftig eingeklemmt hatte.
Inhaltlich war das gesamte Wettbewerbsprogramm aber wieder einmal bunt gemischt. Natürlich stand die Erste Hilfe im Vordergrund. An drei Stationen mussten die Wettbewerbsteilnehmer ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in diesem Bereich unter Beweis stellen. Dabei reichten die Verletzungen vom Hexenschuss, über Messerschnitte bis hin zum Kollaps und einer Reanimation nach einem Atemstillstand.
Selbstverständlich blieb es aber nicht dabei. Die Geschichte des Roten Kreuzes sowie soziale und gesundheitlichen Themen waren auch wieder mit von der Partie. Dabei musste der Sanitäter-Nachwuchs beispielsweise in einem ausschließlich aus Naturmaterialien wie Körnern und getrockneten Pflanzen selbst erstellten Bild den obersten Rotkreuz-Grundsatz „Menschlichkeit“ bildlich darstellen.
In Sachen „Gesundheit“ war das Wissen der jugendlichen Teilnehmer zum Thema „Sucht“ und deren Auswirkungen gefragt. Auch die Anwendung verschiedener, im Mittelalter bereits bekannter und gebräuchlicher Heilkräuter war Teil des vielgestaltigen Themenkomplexes.
Das Abendprogramm eröffnete ein JRKler aus Iserlohn, welcher den wartenden Teilnehmern mit Gitarre, Mundharmonika und stimmungsvollen Liedern die Wartezeit verkürzte. Danach fand sich wiederum die bereits bekannte Theatergruppe mit einem thematisch passenden Stück auf der Bühne ein. Die Siegerehrung wurde im Anschluss daran mit allen Gästen zusammen als große Party gefeiert.
Gewonnen hatten natürlich alle teilnehmenden Gruppen, da sie schließlich schon die Besten überhaupt ihres jeweiligen DRK-Landesverbandes sind. Mit den Pokalen für die ersten drei Plätze durften sich dann die Schildrettungskröten aus dem KV Südfranken in Bayern (3. Platz), die Gruppe aus dem KV Dresden in Sachsen (2. Platz) und die Young Saviors aus dem KV Mainz-Bingen aus Rheinland-Pfalz für den 1. Platz schmücken. Diese drei Gruppen freuen sich nun – neben dem Ruhm und der Ehre, Deutschlands beste Jugendrotkreuzler in der Altersstufe 2 zu sein, auch noch auf eine Teilnahme am Bundeswettbewerb zur Ersten Hilfe der deutschen Rotkreuz-Bereitschaften, welcher im Jahr 2020 stattfinden wird.
Text: Guido Liedtke